Die Erfolgsstory zweier Zuwanderinnen aus Polen und Marokko
Manal Faouzi und Agnes Czerwinska arbeiten bei Hand in Hand und erzählten der Rhein-Neckar-Zeitung, wie sie ihren Weg gegangen sind.
(Text: RNZ)
Agnes Czerwinska war 25 Jahre alt, als sie von Polen nach Deutschland kam. Das ist jetzt zwölf Jahre her. In dieser Zeit hat sie eine Ausbildung zur Pflegefachkraft und eine Zusatzqualifikation als Praxisanleiterin bestanden. Sie arbeitet seit acht Jahren bei Hand in Hand. Manal Faouzi lebt seit einem Monat in Buchen. Davor hat sie in Marokko den Bachelor der Geografie abgelegt. Vor einem Monat hat sie eine Ausbildung beim Pflegedienst Hand in Hand in Buchen begonnen. Beide haben der Rhein-Neckar-Zeitung ihre Geschichte als Zuwanderinnen erzählt.
Deutschprüfungen sind der Anfang
„Am Anfang war es sehr schwierig“, erzählt Czerwinska, als sie sich zwölf Jahre zurückerinnert. „Für meinen Mann war es noch schwieriger, ich konnte immerhin ein bisschen, aber mein Mann sprach kein Deutsch.“ In Polen hat sie Pädagogik studiert, doch in Deutschland wurde ihr Studium nicht anerkannt. Für ein soziales Jahr fehlten die finanziellen Mittel. Ihr Mann kam erst zwei Jahre später nach Deutschland. Besonders schwer waren zu Beginn die knappen Deutschkenntnisse. Daher musste sie zuerst Deutschprüfungen ablegen, bis zum B1-Niveau.
Ausbildungsplatz gefunden
Nach zwei Arbeitsstellenwechseln bewarb sie sich vor acht Jahren bei Hand in Hand in Buchen. Zum Vorstellungsgespräch nahm sie ihren damals zweijährigen Sohn mit. Mazlum Oktay, Geschäftsführer von Hand in Hand in Buchen, gab ihr die Zusage für die Stelle als Betreuungskraft. „Der Sohn war sehr überzeugend“, witzelt er. Nach einem Jahr hat er ihr einen Ausbildungsplatz zur Pflegefachkraft angeboten. „Ich bin ehrgeizig, ich habe die Stelle sofort angenommen“, erzählt die gebürtige Polin. „Die Sprachbarriere bedeutete für mich aber am meisten Stress, oft war es für mich zu viel. Ich war Mutter eines Sohnes, war allein und musste gleichzeitig Deutsch schreiben lernen und die Pflegebegriffe verstehen.“ Glücklicherweise haben sich die sprachlichen Probleme mit der Zeit ergeben, erzählt sie erleichtert. Die erste Prüfung musste sie noch mit einem Wörterbuch bewältigen. „Der Weg war steinig, aber er hat sich gelohnt.“ Ohne ihren Mann, der dann nach Deutschland kam und zum großen Teil die Erziehung des Sohnes übernommen hat, wäre es nicht gegangen,weiß Agnes Czerwinska. „Wir hatten Glück, dass wir so herzliche Menschen kennengelernt haben, die uns geholfen haben.“ Denn bei Hand in Hand hat Agnes Czerwinska viele helfende Hände gefunden, die sie, ihren Mann und ihren Sohn unterstützt haben. „Die Menschen in meiner Umgebung haben mir nie die Hoffnung genommen, dass ich es schaffen könnte.“
Zeigen, dass es möglich ist
Mittlerweile hat Agnes Czerwinska die Zusatzausbildung zur Praxisanleiterin bestanden. „Ich möchte Manal unterstützen und ihr das geben, was ich bekommen habe. Ich will ihr zeigen, dass es möglich ist.“ Durch ihre gelebten Erfahrungen wisse sie nur zu gut, wie unsicher man sich zu Beginn fühle. „Um sich bei Problemen durchzusetzen, fühlt man sich oft zu unsicher. In Polnisch hätte ich mich durchsetzten können, aber mit einer Sprachbarriere ist man angreifbar.“ Für Agnes Czerwinska ist die Arbeit bei Hand in Hand ein Job, den man „mit Herz und Seele“ macht, es ist für sie eine „Berufung“. Sie ist dankbar, dass sie diesen Job in Deutschland machen kann und möchte Manal darin bestärken, nicht den Mut zu verlieren, auch wenn es schwierig ist.
Ein Kreuzchen hat gefehlt
Manal Faouzi lebt nun seit einem Monat in Buchen und hat direkt mit der Ausbildung begonnen. Durch den Ausbildungsstart im Oktober muss sie bereits direkt einen ganzen Monat Stoff aufholen. „Am Anfang steht man vor vielen Schwierigkeiten, aber ich sage mir immer, ,Kein Problem – am Anfang ist alles immer schwer’“. Sie will weiterhin positiv bleiben.
Über einen Verwandten, der in Buchen lebt, ist sie auf die Stelle aufmerksam geworden. Ihr
Vorstellungsgespräch hatte sie per Skype bereits 2021. Sie hat direkt eine Zusage erhalten. Doch dann kam der Papierkram. „Ohne die Hilfe von Mazlum Oktay hätte ich das nie geschafft“, ist sie dankbar. „Bei ihrem Visum hat letztendlich ein Kreuzchen gefehlt“, erinnert sich Oktay. „Dafür musste sie den kompletten Bogen noch mal ausfüllen und einen neuen Termin vereinbaren.“ Mit der Hilfe von Hand in Hand hat sie es geschafft, lebt jetzt in Buchen und ist mitten in der Ausbildung.
Unterstützung und Dankbarkeit
„Momentan fühle ich mich noch oft allein, aber ich weiß, es wird alles gut werden.“ Manal Faouzi hat noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Gerade auch medizinische Begriffe seien schwer zu lernen. Bereits in Marokko hat sie 2019 einen Sprachkurs mit B1-Niveau belegt. „Dann habe ich mit keinem Deutsch gesprochen und vieles wieder verlernt“, bedauert die Marokkanerin. Die angebotenen Sprachkurse in der Umgebung kann sie nicht besuchen, da sie zu diesen Zeiten arbeiten muss. Deshalb lernt sie nun über Youtube und eine Sprach-App Deutsch.
Die Auszubildende ist froh, bei Hand in Hand zu sein. „Ich bekomme hier so viel Unterstützung, alle sind nett zu mir und sehr hilfsbereit.“ Auch in der Schule fühlt sie sich gut aufgehoben. Ihre Klassenkameradinnen unterstützen sie mit Zusammenfassungen des verpassten Stoffs. Für Faouzi ist die Arbeit bei Hand in Hand motivierend, denn man werde oft auch für Kleinigkeiten gelobt und spüre die Dankbarkeit der Betreuten. „Das macht mich dann glücklich.“
Ein guter Ratschlag
Mazlum Oktay ist stolz auf seine Mitarbeiterinnen. „Wir sind ein Ort der Vielfalt. Zwar wird es immer wieder auch schwarze Schafe geben, aber wenn wir uns davon abschrecken lassen, dann werden wir auch nicht so tolle Mitarbeiterinnen wie Agnes und Manal finden.“
Für Manal Faouzi steht auch bereits der nächste Schritt an. Denn nur einen Tag nach dem Gespräch mit der RNZ startete sie mit ihrem Führerschein, mit dem sie unabhängiger werden will.
Am Ende des Gesprächs gibt Agnes Czerwinska Manal Faouzi und anderen Zuwanderern einen Ratschlag:
„Damit man nicht verzweifelt, muss man immer sein Ziel vor Augen haben und verfolgen. Schritt für Schritt gehen und die kleinen Erfolge feiern, auch mal auf sich stolz sein und dankbar, dass man hier in Deutschland sein darf. In Deutschland muss man zwar hart arbeiten für seinen Erfolg, aber wenn man es geschafft hat, dann bekommt man es zurück.“
(Text: RNZ)
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